Berichte von der Probierwerkstatt in Soest 2011

Wir, die Klasse 9 (Andreas, Melissa, Thorben) fuhren vom 6.-10.6.2011 in Begleitung Frau Gabriele Korf und Oliver Linn zur Probierwerkstatt nach Soest.


Tagesbericht 6.6.2011

Trotz Schwierigkeiten in den Zug zu kommen, sind wir dann doch gut in Soest angekommen. Die Schwierigkeit bestand darin ein barrierefreies Ein- und Aussteigen für unseren Rollifahrer Thorben zu organisieren. Nachdem uns die Kurshausleiterin Birgit Horstmann freundlich empfing und ins Kurshaus einwiesen hatte, suchte uns kurze Zeit später Herr Ralf-Herbert Fleischer, der für die Aufnahme in Berufsbildungswerk (BBW) zuständig ist, auf. Er erzählte uns, welche kaufmännischen Ausbildungsgänge in Soest angeboten werden: Bürokauffrau/-mann, Bürokraft, Servicefachkraft für Dialogmarketing, Kauffrau/-mann für Bürokommunikation, Kauffrau/-mann für Dialogmarketing. Anschließend zeigte er uns auch die wichtigsten Räume im BBW für die Woche.


Zwischenreflexion 6.6.2011

Melissa: "Ich fand's interessant."
Andreas: "Ich habe einen guten Einblick erhalten."
Thorben: "Es war informativ."
Oliver Linn: "Ich bin froh, dass die Anreise gut geklappt hat."
Gabriele Korf: "Eine sehr angenehme kleine Reisegesellschaft."


Tagesbericht 7.6.2011

Wir wurden von drei Kollegen im Berufskolleg empfangen (Herr und Frau Kirchhoff, Frau ???). Sie haben uns über folgende schulische Weiterbildungswege informiert: - Berufsgrundschuljahr: Zugangsvoraussetzung Hauptschulabschluss Klasse 9 oder 10A; Dauer 1 Jahr; Schwerpunkte: Gesundheit, Wirtschaft und Verwaltung, Metalltechnik, Hauswirtschaft (die letzten beiden Bereiche sind nur für Sehbehinderte absolvierbar)
- Handelsschule: Zugangsvoraussetzung Hauptschulabschluss Klasse 9 oder 10A; Dauer 2 Jahre; Schwerpunkte: Wirtschaft und Verwaltung;
- HSFOR: Zugangsvoraussetzung Hauptschulabschluss 10B ohne Quali; Dauer 1 Jahr; Schwerpunkte: Wirtschaft und Verwaltung;
- Höhere Handelsschule: Zugangsvoraussetzung 10B mit Quali; Dauer 2 Jahre; Schwerpunkte: Wirtschaft und Verwaltung
- Berufliches Gymnasium: Zugangsvoraussetzung 10B mit Quali; Dauer 3 Jahre; Schwerpunkte: Erziehung und Soziales oder Wirtschaft und Verwaltung
Für detailliertere Informationen über die Bildungsgänge: www.lwl-bk-soest.de
Nachdem die Lehrer uns zu unseren angestrebten Abschlüssen und Berufswünschen interviewten, suchten sie die entsprechend geeigneten Klassen für uns zur Hospitation aus. Im Fach Volkswirtschaftslehre (VWL) wurde zu Beginn noch einmal festgehalten, welche Verträge man grundsätzlich abschließen kann. Dann fertigten die Schüler Verkaufsangebote an. Sie durften sich hierbei Produkt und Firma selbst aussuchen, mussten aber die früher besprochenen Kriterien beachten. Im Fach Betriebswirtschaftslehre (BWL) wurde über Zahlungsmittel (EC-Karte, Kreditkarte, bar) gesprochen. Die Schüler sollten zu den Zahlungsmitteln eine Internetrecherche vornehmen und etwas zu deren Anwendbarkeit erzählen. Im Fach Informationswirtschaft (IW) mussten die Schüler ein Angebot für einen Sportverein aufschreiben. Dabei zeigten sich einige Schwierigkeiten aufgrund nicht stimmender Lagerbestandslisten.
Am Nachmittag besuchten wir Frau Rita Hane, die für die Ausbildung der Bürokräfte im ersten Ausbildungsjahr zuständig ist. Sie zeigte uns die Ähnlichkeiten zwischen den kaufmännischen Ausbildungsberufen auf. Dabei stellte sich heraus, dass vieles zumindest im ersten Jahr identisch ist. Dann wurden wir zu Computerarbeitsplätzen geführt. Wir öffneten eine Datei, welche einen Katalog mit Artikelnummern, Bezeichnungen und Preisen erhielt. Das Ziel war Produkte aus dem Katalog herauszuschreiben, die insgesamt um die 500€ kosten sollten. Anschließend erstellten wir mit Grundlage der ausgesuchten Ware eine Bestellung. Die Datei war schon vorformatiert, so dass wir nur die entsprechenden Daten in die Felder eingeben mussten.


Tagesbericht 8.6.2011

Als erstes sind wir heute erneut zu Frau Rita Hane ins BBW gegangen. Heute waren auch die Auszubildenden (Azubis) der Bürokraft anwesend, da sie heute keine Berufsschule hatten. Die Ausbildung zur Bürokraft ist nämlich eine duale Ausbildung, d.h. die Schüler besuchen an zwei Tagen (dienstags und donnerstags) die Berufsschule, die restlichen drei Tage der Woche verbringen Sie im Lernbüro. Zu allererst hatten Sie und wir einen Einstieg zur Allgemeinbildung: Wir recherchierten im Internet nach den aktuellsten Nachrichten des Tages und trugen jeweils eine Nachricht vor. Danach öffneten einige die Post: Ein sehbehinderter Azubi schaut nach, ob die Post für's Lernbüro ist, dann öffnet ein Azubi die Post mit einem Brieföffner und ein sehbehinderter Azubi stempelt das aktuelle Datum drauf, damit man weiß, wann die Post eingegangen ist. Dann wird die Post gesammelt und danach wird eine Postbesprechung mit Frau Hane und allen Azubis geführt. Rita Hane wies die Post den entsprechenden Abteilungen zu. Dann arbeiten die Azubis in den Abteilungen (Einkauf, Verkauf, Lager und Rechnungswesen) weiter. Melissa war in der Abteilung Einkauf und hat Bestellungen aufgegeben, indem sie ein Bestellformular in Word verwendete. Thorben war in der Abteilung Lager und hatte den Auftrag in den Lagerkarteien nachzuschauen wie viel Ware noch vorhanden ist (Bestandsprüfung). Wenn der Bestand zu knapp war, schrieb er einen Beschaffungsauftrag für den Einkauf. Andreas war in der Abteilung Verkauf, wo zuerst die Bestellung eingescannt wurde und anschließend wurde für die bestellten Waren eine Bestandsanfrage an das Lager gestellt. Sofern alles vorhanden war, wurde mittels vorgefertigter Vorlagen ein Lieferschein und eine Rechnung erstellt.
Nach dem Mittagessen besuchten wir Frau Adelheid Öser, die zuständige Mitarbeiterin des Mobilis in Soest. Hinter dem Begriff Mobilis verbirgt sich ein Teilbereich des BBW, der eine Ausbildung in einem normalen Betrieb für blinde und sehbehinderte Azubis ermöglicht. Sie kümmert sich darum, dass die Barrieren, die sich entweder beim Beginn oder während einer Ausbildung stellen können, zu minimieren. Ein gewisses Maß an Eigeninitiative, Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein wird auf Seiten der Azubis vorausgesetzt.
Abends besichtigten wir zwei Wohnheime von ehemaligen Schülern (Jimmy und Christina) aus unserer Schule. Zuerst lud uns Jimmy in die Gruppe 10 ein, wo er wohnt. Das ist eine so genannte Basisgruppe, d.h. dass in dieser Gruppe Betreuer Tag und Nacht zur Verfügung stehen. Es gibt sowohl Einzel- als auch Doppelzimmer, Möbel werden zur Verfügung gestellt. In der Gruppe wohnen 12 Leute, die Küche, Esszimmer und Wohnzimmer gemeinsam nutzen. Jeden ersten Mittwoch im Monat wird ein so genanntes Gruppengespräch geführt. Dies bedeutet, dass Wünsche, Ideen, Probleme und Regelverstöße sowie organisatorische Dinge besprochen werden. Dienste wie das Auf- und Abdecken, das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine werden wochenweise von zwei der dort wohnenden Auszubildenden übernommen. Die Gruppe 42, in der Christina wohnt, ist eine Wohngemeinschaft (WG), vergleichbar mit einer normalen 3-Zimmer-Wohnung. Betreuer kommen nur ab und zu, um nach dem Rechten zu sehen. Die Arbeit wie Tisch auf- und abdecken, einkaufen sowie den Abwasch teilen die drei Gruppenmitglieder sich untereinander.


Tagesbericht 9.6.2011

Als erstes sind wir wieder zu Frau Rita Hane in das Lernbüro gegangen, wo wir eine Probefirma gegründet haben. Zunächst überlegten wir uns, ob wir Waren vertreiben oder produzieren wollen und einen Namen für die Firma. Wir entschieden uns dafür, Produkte für Blinde und Sehbehinderte zu vertreiben und so nannten wir unsere Firma Handicap GmbH. Dann bekamen wir Zeit unsere Stärken und Schwächen zu notieren; mit Hilfe dieser Angaben überlegten wir für jeden den Posten, den er gut übernehmen könnte. Melissa hatte den Auftrag sich schriftlich um eine Stelle als Sekretärin des Geschäftsführers der Handycap GmbH zu bewerben. Während dessen waren Thorben und Andreas in der Übungsfirma "Wellness & Tours". Dort werden unter anderem Bürokaufleute im zweiten und dritten Lehrjahr ausgebildet. Frau Kuhn, die Ausbilderin, stellte uns die Firma insgesamt vor und ging besonders auf die Ausbildung der Bürokaufleute ein. Pascal Krahn, ein sehr kompetenter Auszubildender, erklärte uns Teile des Warenwirtschaftsprogramms Classic Line. Er ließ uns Artikel aus dem Katalog der Übungsfirma in die Datenbank hinzufügen. Zudem lernten wir einige Funktionen des Programms wie beispielsweise den integrierten Taschenrechner und Suchfunktionen kennen.
Nach dem Mittagessen gingen wir mit Frau Hane in die Telefoniesimulation. Es gibt einen Arbeitsplatz, auf dem ein spezielles Telefonieprogramm installiert ist. Mit diesem Programm konnten wir mit einfachen Shortcuts Gespräche annehmen, ein Telefonbuch öffnen, weiterverbinden und auflegen. Es stellte sich heraus, dass auf viele Dinge wie den Namen des Anrufers geachtet werden muss, was uns nicht immer gelang. Alles in allem hat es aber viel Spaß gemacht.


Abschlussreflexion:

Melissa: "Ich fand es informativ, was die Ausbildung angeht. Uns wurde alles gut erklärt. Es gab nichts, was mir nicht gefallen hätte. Ich fand es auch sehr toll, dass wir in den Klassen hospitieren durften und dass uns die Möglichkeit gegeben wurde, alles Mögliche mal auszuprobieren."
Thorben: "Ich fand die Woche in Soest angenehm. Sie hat mir gezeigt wie Arbeitstage im BBW und Berufskolleg ablaufen. Aufgrund meiner körperlichen Beeinträchtigung würde ich vielleicht eher ein anders BBW oder Berufskolleg besuchen, da es nicht komplett barrierefrei ist. Die Abendausflüge fand ich sehr gut zur Entspannung."
Andreas: "Ich habe diese Woche einen guten Einblick in die gesamten Bereiche, die in Soest sowohl im BBW als auch im Berufskolleg angeboten werden, erhalten. Diese Woche hat mir gezeigt, dass ich im kaufmännischen Bereich arbeiten möchte. Ich fand es toll, dass uns alle Personen sehr herzlich und nett empfingen - auch wenn wir uns manchmal sehr spontan ankündigten. Am besten gefiel mir der Vormittag in der Übungsfirma "Wellness & Tours", weil ich sehr gut aktiv beteiligt wurde."
Olli: "Ich fand's interessant zu sehen wie es für blinde und sehbehinderte Schüler nach der 10. Klasse weitergeht. Und die Abendausflüge waren auch eine gute Entspannung."
Frau Korf: "Jede Probierwerkstatt ist ein bisschen anders, da immer unterschiedliche Schüler mitfahren. Auch dieses Jahr fand ich es spannend, interessant, manchmal ein bisschen anstrengend und auf jeden Fall sehr lohnend, so dass ich auch im kommenden Jahr wieder fahren werde."

Andreas, Melissa und Thorben


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