Stufenfahrt der Unterstufe 2016

Ab in die Wildnis


Hallo, ich bin Vasiliki! Ich bin 9 Jahre alt und gehe seit vier Jahren in die Unterstufe der LVR-Louis-Braille-Schule. Eigentlich spreche ich nicht, aber ich kann meine Stimmungen so gut ausdrücken, dass meine Lehrerinnen das Sprechen manchmal für mich übernehmen. Und so erzählen wir jetzt gemeinsam über meine diesjährige Schulfahrt, die vom 30.5. bis 1.6.2016 nach Heimbach-Hergarten ging. Das war doch die Woche, in der es so viel geregnet und gestürmt hat? Da habt ihr Recht, aber ihr glaubt gar nicht, was für ein Glück WIR hatten. Aber von Anfang an:

In diesem Jahr bin ich nicht mit meiner Klasse, sondern mit den "älteren" und schulerprobten Schülerinnen und Schülern aus der Unterstufe und einigen Lehrerinnen und Lehrern und Helfern auf Schulfahrt gefahren. Eigentlich kannte ich aber alle schon, weil wir ja oft auch zusammen Unterricht haben: John und Sarah kamen aus meiner Klasse (U3) mit, Juliane aus der U2 und David, Alexej, Leonie und Yasemin aus der U1. Jeder mit seinem eigenen, persönlichen Betreuer.

Los ging es an einem Montag. Zunächst kamen wir mit den Taxis an der Schule an und stiegen dann relativ zügig auch in die nächsten Taxis Richtung Heimbach. Trotz der wenigen Nächte die wir bleiben wollten hatten wir doch einiges an Gepäck dabei, also haben wir Schüler zugeschaut, wie die Betreuerinnen und Betreuer hin und her hechteten, um alles in die drei Fahrzeuge verpackt zu bekommen. Die verbreiten ja immer Hektik!!! Dabei ist es doch so gemütlich im Bus und weit war die Fahrt ja auch nicht. Verregnet wohl, aber wir wurden ja bis vor die Tür gefahren. Und da ging's mit der Hektik wieder los: alles musste ja auch ausgepackt werden. Aber netterweise war gerade auch noch eine andere Gruppe angekommen und so hatten wir doch einiges Neue zu sehen und konnten auch schon Kontakte knüpfen. Wegen all der Hektik brauchten wir nach dem guten Mittagessen aber auch eine ausgiebige Mittagsruhe in unseren Gästezimmern. Ich hab mir ein Zimmer mit meiner Freundin Sarah geteilt, aber weil unsere Lehrerinnen nicht alleine schlafen wollten durften sie auch mit uns im Zimmer schlafen. Nachts mussten wir auch ab und zu nach ihnen gucken, aber insgesamt haben sie sich ganz gut benommen und uns nicht allzu oft wach gemacht.

Die Gruppe vorm Haus


Als erstes haben wir aber noch einen kleinen Spaziergang unternommen. Heimbach-Hergarten ist ein kleines Dorf und für mich als Stadt-Kind gab es viele lustige Geräusche zu hören. Der Regen wusch zwar permanent Gerüche weg, aber ich konnte einen lauten Hahn, ein erkältetes Pferd, lustige Kühe mit seeeehr langen Hörnern, einen Traktor und einige Gänse entdecken. War wohl nicht jedermanns Sache, einige von uns wollten lieber früher zurück und schon mal ein gemütliches Lager in unserem Gruppenraum aufschlagen. Da konnten wir uns im Anschluss dazu gesellen, bevor es gleich wieder Abendbrot gab und schon die Zu-Bett-Geh-Runde eingeläutet wurde. Im Schlafanzug haben wir uns dann noch mal getroffen und ein neues Gute-Nacht-Lied kennengelernt, das die Frau Kies mitgebracht hatte. Frau Häuser hatte noch eine Geschichte für uns und dann wollten wir endlich auf unsere Zimmer und da ein bisschen Quatsch machen. Sarah und ich waren uns aber einig, dass wir die Kräfte der Lehrerinnen mal lieber schonen, damit sie uns am kommenden Tag auch gut durch den Wald schieben konnten und so sind wir recht bald eingeschlafen, in der Hoffnung, dass wir ihnen damit ein gutes Beispiel geben. Und tatsächlich, immer wenn ich nachts mal kurz aufgestanden bin um nachzuschauen, haben die brav geschlafen.

Um 6 Uhr mussten wir die beiden dann aber auch endgültig wecken, schließlich sollte es ja kein Urlaub sein, sondern eine SCHULfahrt, d.h. Bildung war gefragt. Und wir waren verabredet mit einem Ranger, der uns einiges über den Nationalpark erzählen wollte. Ich bin dann auch nach dem Frühstück schon mal mit ein paar anderen los, während wieder andere unbedingt noch einen kleinen Orientierungslauf machen mussten. So wissen wir jetzt, dass man die 800 m vom Haus bis zum Treffpunkt auf sehr verschiedenen Wegen bewältigen kann. Eingetroffen sind wir dann alle und dann hatten wir ja auch einen fachkundigen Ranger, der sich genau wie wir eine Helferin mitgebracht hatte. Wir haben uns begrüßt und sind losgelaufen. Auf dem Weg hat uns Mimo, der Ranger, z.B. Douglasie (lecker, zitronig) und Vogelbeere (bah!) zu schnuppern gegeben. Er hat uns auch extra für die Schätze des Waldes Ketten gebastelt, in die wir die Blüten einstecken konnten. Ich habe meine den ganzen Tag getragen und meinen Eltern mitgebracht! Wir haben Fichtennadeln probiert, krabbelnde Käfer gefühlt und kamen irgendwann an unserem Rastplatz an. Auf einer Wiese stand ein offenes Holztipi, in dem eine Feuerstelle war. Fast hätten wir da richtig arbeiten müssen, aber rechtzeitig ist dem Mimo dann noch eingefallen, dass es doch viel schöner für uns wäre, in Hängematten zwischen den Bäumen zu schwingen, während er schon mal das Mittagessen vorbereitet. Das Feuermachen hat Sarah eine Weile versucht, so recht wollte es ihr aber nicht gelingen. Dafür hat Jenny, die Begleitung, die Leonie mitgebracht hat, ihr heimliches Feuermach-Talent entdeckt und uns ordentlich eingeheizt. Wir konnten uns dann gar nicht so recht entscheiden: auf der einen Seite war die Sonne gerade herausgekommen und es war soooo gemütlich in den Hängematten und auf der Wiese, auf der anderen Seite soooo heimelig am Feuer. Ich hab in jedem Fall alles genossen und ganz perfekt wurde es noch, als die Würstchen und das Stockbrot fertig waren! So lecker hatte ich es schon lange nicht mehr gehabt! Die beiden Ranger, Frau Kies, Frau Häuser, Frau Jütting und Herr Heppekausen konnten gar nicht mehr aufhören, die Stockbrote zu backen und die Würstchen über der Glut zu braten. Mein Kumpel John und ich haben um die Wette gefuttert. Danach mussten alle erst mal eine Runde verdauen, ehe die Begleiterinnen schon wieder so einen Hektik-Anfall bekamen und einpacken mussten. Die hatten noch was vor: als wir nach einem weiteren schönen Spaziergang, bei dem wir noch Blutegel in einem Waldteich bewundern und fühlen durften, ins Haus kamen wollten wir natürlich Feuerduft und Waldspuren beseitigen und so hatten wir eine Dusch-Party bestellt. Die fing gleich nach dem Abendbrot an, aber die viele Waldluft hatte einige von uns so müde gemacht, dass wir danach nur noch eine kurze gemeinsame Gute-Nacht-Runde in Leonies Zimmer geschafft haben. Dann fielen sämtliche Augen zu.

Frau Jütting und Yasemin in der Hängematte. Juliane beim chillen auf der Wiese. Vasiliki fühlt einen Mistkäfer. Sarah beim Feuermachen.


Fast hätte ich am nächsten Morgen verschlafen! Ich musste doch dafür sorgen, dass die Betreuerinnen wieder in Hektik verfielen und unsere Sachen einpacken! Zum Glück hatten wir uns für die ganze Fahrt ja den Herrn Heppekausen ausgeliehen, der hat ordentlich angepackt und ich konnte mich in Ruhe von den neuen Bekanntschaften aus der anderen Gruppe, vom Zimmer und vom Haus verabschieden. Natürlich war ich dann auch langsam froh, bald wieder zuhause zu sein, aber an die Zeit in Heimbach-Hergarten werde ich mich gerne wieder erinnern. Alle Leute waren riesig freundlich zu uns und haben es uns richtig schön gemacht! Ich würde wohl auch wieder kommen!

Die Gruppe vorm Eingangstor der Wildniswerkstatt.


Die Unterstufe

Zurück zur Übersicht über die Berichte