Mit der Bahn in die Steinzeit und mit Jeans in der Großstadt

(oder vielleicht doch Plan B?)

Tagebuch der Klassenfahrt der Klasse FÖ M1 nach Wuppertal
(29.05.-02.06.2017)

Montag

Heute Morgen haben wir uns nicht an der Schule getroffen, sondern am Dürener Bahnhof. Dort wurden erst einmal alle Koffer verladen, die fehlenden Kappen gesucht und die Ausweise ausgegraben. Außerdem haben wir teilweise die Picknickrucksäcke schmerzlich vermisst. Nachdem wir alles vorhanden Notwendige gefunden hatten, zog die Klasse los in Richtung Bahnsteig. Wir mussten auch gar nicht lange warten, der Zug war pünktlich.
Gleichzeitig startete unser Begleitauto über die Autobahn.
Durch einen verspäteten ICE wurde der Zugfahrplan durcheinander geworfen und wir bekamen unseren Anschlusszug in Köln leider nicht mehr. Also mussten wir auf den nächsten Zug warten.
Plan B griff zum ersten Mal an diesem Tage.
Doch irgendwann fuhr auch der nächste Zug nach Wuppertal. Am Bahnhof in Wuppertal angekommen, wartete dann das nächste Abenteuer auf uns (Steinzeit lässt grüßen).

Plakat mit Baustellenschild und Text 'Wuppertal - Noch bis 2020 in der City!? Das Erlebnis großartiger, bergischer Baukunst!'


Der nicht vorhandene Personenaufzug wurde kurzer Hand ersetzt durch einen Lastenaufzug, mit dem wir mitfahren konnten, und zwangsläufig lernten wir dann auch die Tiefen des Wuppertaler Bahnhofes kennen. Irgendwann kamen wir wieder an die Oberfläche und standen auf einer Baustelle. Dort mussten wir uns erst einmal mit Hilfe der Beschriftungen orientieren, um den Ausgang zu finden. Nach einigem Suchen und Fragen von Einheimischen fanden wir aber schließlich auch die richtige Bushaltestelle, an der uns der Bus leider vor der Nase wegfuhr. Als wir mit dem nächsten Bus endlich am Haus ankamen und der Fahrer die Türen öffnete, erlebten wir einen nächsten Schock: Der Busfahrer brüllte laut durch den Bus ein "Raus!!!... mit euch". Erst nachdem sich unser Puls wieder beruhigt hatte, erkannten wir, dass nicht wir mit dem Ausruf gemeint waren, und besonders unfreundlich vor die Tür gesetzt werden sollten, sondern eine den Bus stürmen wollende Meute Schüler, die gerade Schulschluss hatten und die besten Plätze ergattern wollten - bevor wir ihn verlassen konnten. Die Schüler waren dann auch entsprechend geschockt und sprangen gleich mehrere Meter zurück. So hatten wir genügend Platz und Ruhe zum Aussteigen.
Am Haus war dann die Steinzeitgruppe endlich komplett und konnte direkt gemeinsam zum Mittagsmahl gehen.
Danach wurden die neuen Höhlen bezogen und die Felle gelüftet. Nach einer kurzen Pause ging es dann wieder auf die Jagd. Bewaffnet mit Jagdausrüstung und Weidenkörbchen auf dem Rücken, ging es mit dem Steinzeitgefährt auf die Suche nach einer Wasserquelle und etwas Schatten zur Abkühlung am bislang heißesten Tag des Jahres. Stattdessen fanden wir Eiszapfen mit Geschmack in der Sonne (Plan B geht immer).

Schüler sitzen im Eiscafé


Anschließend zogen wir weiter auf die Pirsch und fanden an einem steinzeitlichen Basar Knochenspielzeuge zur Freizeitbeschäftigung (die gerade modernen so genannten "Spinner").
Die erste Wasserquelle, die wir fanden, war schwer zugänglich und leider schon von anderen Stämmen entdeckt worden. Das Gefährt, das uns zur nächsten Wasserstelle bringen sollte (die Schwebebahn), fuhr ausgerechnet dieses Mal wegen einer Betriebsstörung nicht. Daher erinnerten wir uns an Plan B (eine Wasserstelle, die wir schon vor drei Jahren gefunden hatten). Nach einem langen Marsch durch die sengend heiße Wüste, fanden wir endlich die gesuchte Wasserstelle. Diese war aber inzwischen bereits versiegt. Nach einer kurzen Rast im Schatten und einer Stärkung mit dem mitgebrachten Quellwasser machten wir uns auf den Rückweg. Eine verspätete Mitfahrgelegenheit brachte uns dann aber pünktlich zu unserem Anschlussgefährt. Während wir auf dieses warteten, sahen wir dann doch noch eine Wasserquelle (der große Brunnen am Markt). Jetzt war es aber leider zu spät, da im Haus bereits die Töpfe über dem Feuer hingen.
Das abendliche Mal mundete wieder hervorragend. Hiernach machten sich die Ersten auf, sich in der hauseigenen Höhle zu erfrischen, während zwei eifrige Krieger noch eine zusätzliche Runde Berglaufen veranstalteten.
Anschließend gestalteten wir unsere erste Höhlenwand mit moderner Höhlenmalerei (Tagebuch).

Dienstag

Heute starteten wir erneut unsere Reise in die Steinzeit. Mit hochmodernen Fahrzeugen wollten wir in die Vergangenheit reisen. Schon auf dem Weg dorthin konnten wir uns erneut in der steinzeitlichen Disziplin des Gewichthebens üben: indem wir den nicht vorhandenen Aufzug für unseren Rollstuhl mit Manneskraft ersetzten.
Nachdem wir wieder einmal blitzschnell mit unserem Steinzeitgefährt in Richtung Zielort gebracht worden waren, folgte ein längerer Fußmarsch quer durch das Tal der Steinzeitmenschen (Neanderthal). Wir sahen eine tiefe Schlucht, viele Bäume und große Felsen. So kamen wir zum vereinbarten Zeitpunkt im Neanderthalmuseum an. Dort tauchten wir tief in das Leben unserer Vorfahren ein. Zunächst sahen wir menschliche Schädelknochen aus unterschiedlichen Zeiten. In dem Museum durften wir viele Dinge anfassen, daran riechen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen - was uns von manch' anderem Museumsbesucher geneidet wurde.

Colin und Steven fühlen an der Kleidung des Neanderthalers


Zusätzlich zu unserem Wissen aus dem Sachunterricht haben wir viel über das Leben, die Entwicklung der Steinzeitmenschen und deren Erfindungen erfahren. So haben wir zum Beispiel gelernt, dass die Menschen in der Steinzeit Baumharz als Kleber benutzten; auch konnten wir sehen und riechen, wie man mit zwei Steinen Funken erzeugt hat. Wir waren sehr erstaunt, wie klug die Steinzeitmenschen schon waren, da wir sie bisher immer eher für primitiv gehalten haben.
Nach einer kurzen Pause hatten wir noch einen Workshop in der Steinzeitwerkstatt. Thema war dort "Das Steinzeitlicht". Wir haben zunächst noch erfahren, dass die Neanderthaler tatsächlich auch schon mit Sprache kommuniziert haben.
Anschließend durften wir noch einmal Materialien und Werkzeuge aus der damaligen Zeit erkunden (zum Beispiel Tongefäße, kleine Messer und Schmuckstücke).
Schließlich haben wir aus einem Tonklumpen, etwas Fett und Zunder ein Steinzeitlicht gebastelt, das wir dann mit der Bahn nach Hause transportieren mussten.
Nach einer kurzen Pause an der Fundstelle des Neanderthalers stiegen wir diesmal tatsächlich in einen Bus, um zum Bahnhof zu gelangen.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Stadt. Dies war der zweite Tag in Wuppertal ohne Schwebebahn - und so mussten die Lehrer am Abend noch hoch und heilig versprechen, dass wir am nächsten Tag mit der schwebenden Wupperschlange (Schwebebahn) fahren würden.

Mittwoch

Morgens war es endlich so weit: wir machten uns auf den Weg, um mit der Schwebebahn zu fahren. Doch unterwegs gab es mal wieder jemanden, der unsere Pläne durchkreuzte und uns daran hinderte, zum Schwebebahnbahnhof zu kommen: da blockierte doch tatsächlich ein renitenter Fahrradfahrer mit seinem Fahrrad die an dieser Stelle für ein großes Fahrzeug wie den Bus relativ enge Straße, sodass der Bus nicht weiter kam. Der Herr mit Rad sah leider nicht ein, auf den neben dem Bus befindlichen Gehweg oder in eine für einen Drahtesel plus Person sehr große Hofeinfahrt auszuweichen und so ergab sich eine interessante aber völlig unnötige, zeitraubende und nervige Auseinandersetzung. Nach etwa einer Stunde (!) wurde dann schließlich mit Hilfe der Bahnaufsicht und der Polizei die Diskussion zwischen Fahrradfahrer und Busfahrerin beendet und wir konnten endlich in die Stadt fahren.
Dort angekommen, wählten wir die Schwebebahn in Fahrtrichtung Vohwinkel.
Und, fast schon unglaublich, es gab sogar einen Aufzug zum Schwebebahngleis.
Wir schwebten also nicht nur in Erinnerungen, sondern auch in der Luft zur der uns schon bekannten Endhaltestelle ‚Wuppertal Vohwinkel'. Dort beobachteten wir die einfahrenden Schwebahnen so lange, bis endlich eine der neuen Bahnen heranschwebte - schließlich wollten wir doch die Vorzüge der neuen Waggons unbedingt testen. Das große Aussichtsfenster im hinteren Bereich war auf jeden Fall toll. Wir hatten freie Sicht auf die gesamte Strecke.

Felix fühlt an einem Bandwebstuhl


Leider fanden wir in diesem hinteren Teil der Bahn aber keine Rollstuhlrampe. Diese ist nämlich nur vorne, wie wir später feststellten. Aber auch die Rollstuhlrampe mussten wir unbedingt noch testen, daher war auf jeden Fall noch eine weitere Schwebebahnfahrt angesagt.
Nach dem Mittagessen ging es diesmal in den Stadtteil Ronsdorf, ins Bandwirkermuseum. Was uns dort erwarten würde, wusste keiner vorher so genau. Dort gab es verschiedene Bandwebstühle aus unterschiedlichen Zeiten und mit ganz unterschiedlichen Techniken zu bestaunen. Das alles zeigten uns zwei Herren, die nicht nur viel erzählten, sondern auch die Maschinen laufen uns auch sehr Vieles anfassen ließen.

Felix, Felix, Colin und Luca sitzen am großen Panoramafenster in der neuen Schwebebahn.


Wir durften fühlen, hören und teilweise sogar selbst ausprobieren, wie die Webstühle funktionierten. Und wieder einmal haben nicht nur wir Schüler, sondern auch die Lehrer sehr viel Neues erfahren. Nach zwei sehr informativen und interessanten Stunden machten wir uns dann wieder auf den Weg zurück ins Haus.

Donnerstag

Am Morgen durften wir erneut in die Geschichte der Bandweberei und der Herstellung von Garnen eintauchen und das am Vortag erworbene Wissen vertiefen. Im Museum für Frühindustrialisierung haben wir viel über die Kinderarbeit im 19. Jahrhundert erfahren.
Mit Hilfe eines sehr eindrucksvollen Filmes, der in einer ganz besonderen Kammer mit speziellen Licht-, Geräusch- und Vibrationseffekten vorgeführt wurde, konnten wir nicht nur hören sondern auch fühlen unter welchen Verhältnissen Kinder in den ersten Fabriken in Deutschland und England arbeiten mussten. Sie mussten unter den Webstühlen herlaufen und die dort herunter gefallenen Baumwollstücke aufnehmen. Dabei mussten sie immer aufpassen, dass sie nicht von der Maschine verletzt wurden. Nach einem zehn Stunden Tag in der Fabrik hatten sie dann noch 2 Stunden Unterricht.
Im Anschluss an diese Führung kam wieder einmal Plan B zum Einsatz. Eigentlich wollten wir zum nächsten Schwebebahnbahnhof laufen, um ein Stück mit der Schwebebahn zu fahren. Da aber direkt ein Bus kam, nahmen wir diesen. Eigentlich hätten wir dann auch direkt Anschluss an unseren Bus zum Haus gehabt. Dieser fiel jedoch leider aus, sodass wir erst einmal festsaßen und erst sehr spät zu Mittagessen im Haus kamen.
Nach einer kurzen Mittagspause machten wir uns dann wiederum auf den Weg zur Schwebebahn. Und, wen wundert es, am Hauptbahnhof wurde gerade der Aufzug repariert. So mussten wir wieder einmal den Rollstuhl tragen. Darin waren wir aber inzwischen schon geübt. An der Endhaltestelle angekommen, fanden wir dann tatsächlich noch einen schönen Platz direkt an der Wupper. Dort konnten wir die Füße ins Wasser halten und uns gemütlich zum Picknicken und Relaxen in den Schatten auf eine Decke legen.

Schüler und Begleiter sitzen an der Wupper, während die Schwebebahn darüber hinweg fährt.


Nach dieser kurzen Ruhepause, hatten wir dann noch die Möglichkeit, an einem neuen Schwebebahnwaggons die Rollstuhlrampe zu testen. Hierbei stellten wir jedoch fest, dass wir sie für unseren mittlerweile sehr ‚geländegängigen Rollstuhl mit Hilfsmotor in Form einer geübten Begleitperson' nicht wirklich brauchten und ohne Rampe sogar noch besser und unproblematischer zurecht kamen.

Zusammenfassend stellten wir fest, dass wir sehr Vieles gesehen, erkundet, kennengelernt und die neuen Schwebebahnwaggons getestet haben, doch war dies noch längst nicht alles, was es in Wuppertal zu sehen gibt. So konnten wir zum Beispiel wieder einmal nicht die Parkanlage auf der Hardt erkunden oder den benachbarten Botanischen Garten besuchen.
Die diesjährige Klassenfahrt in Wuppertal wurde ständig beeinflusst durch die großen Baustellen in und um die Stadt herum. Bei unseren Ausflügen galt daher immer das Motto: wenn der eigentliche Plan nicht funktioniert, gibt es nimmer einen Plan B, der greift. So sind wir noch immer zum Ziel gekommen.
Am Freitag war die schöne Klassenfahrt nur leider schon wieder vorbei und wir fuhren mit dem Zug zurück nach Düren zur Schule - natürlich mit Plan B, denn bereits in Wuppertal am Bahnhof herrschten Chaos und Verspätungen, und der ursprünglich geplante Zug konnte nicht genommen werden…
Trotz allem erreichten wir alle pünktlich zum Schulschluss die Schule, von wo aus ein jeder vielleicht etwas erschöpft aber gesund und zufrieden nach Hause fahren konnte.

Für die Fö M1: UTA Herzog


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