Ein Patenbaum für die Louis-Braille-Schule

Kooperation der Biologischen Station Euskirchen und einer Klasse der LVR-Louis-Braille-Schule im Rahmen der "Bildungsoffensive Streuobst"

Düren / Euskirchen

Staunend stehen die 10 Schüler*innen der Klasse Fö M1 vor der massiven, handbetriebenen Obstpresse. So wird Apfelsaft hergestellt? Das können einige kaum glauben. Da hilft nur: selbst aktiv werden. Und so wird am ersten Projekttag fleißig gefühlt, angeschaut, geschnuppert, gerochen und gekostet, was eine Streuobstwiese alles hergibt. Apfelringe, Blätter und Früchte verschiedener Apfelsorten, den Aufbau einer Apfelblüte sowie des Apfels selbst und vieles mehr hat Klaudia Wierichs, angehende Obstbaumwartin und Streuobstpädagogin, für die Klasse vorbereitet. Und natürlich dürfen alle selbst einmal an die Obstmühle und die Saftpresse, um die traditionelle Herstellung von Apfelsaft mit den eigenen Händen zu erfahren. Die Verkostung am Ende ist für alle ein weiteres Highlight.


Eine alte Apfelpresse Eine alte Apfelschleuder
Bild 1: So werden die Äpfel geschreddert, um an den wertvollen Saft zu gelangen. Bild 2: Hier ist Krafteinsatz gefragt.


Eine vielschichtige Darbietung "mit allen Sinnen" und auf unterschiedlichen Lernniveaus ist für die Schüler*innen dieser Klasse besonders wichtig, denn sie haben entweder eine Sehbehinderung oder sind erblindet und werden nach den Richtlinien der Geistigen Entwicklung unterrichtet. Dem kommt die praktische Erarbeitung mit vielen Realgegenständen und in kleinen Gruppen an Stationen sehr entgegen. Diese Herausforderung nimmt Klaudia Wierichs gerne in Kauf, denn sie möchte allen Schüler*innen an verschiedenen Schulformen gerecht werden und ihnen die Streuobstwiesen als schützenswertes Biotop ans Herz legen.


Der Apfel als reales Objekt und als Modell
Bild 3: Theorie und Realgegenstand - wo sind die Einzelteile eines Apfels zu finden und wie fühlen sie sich an?

Die "Bildungsoffensive Streuobst" ist ein vom Landschaftsverband Rheinland gefördertes Projekt, das unter Leitung von Dr. Elke Sprunkel von der Biologischen Station Kreis Euskirchen umgesetzt wird. Ziel ist es, durch verschiedene Bildungsmodule die mancherorts vernachlässigten Streuobstwiesen wieder verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.

Und so beschäftigt sich die Klasse Fö M1 und ihre Klassenlehrerinnen an weiteren Projekttagen des laufenden Schuljahres mit dem Baum als Lebewesen und als Lebensraum, mit den Tieren der Streuobstwiese sowie dem Bau von Insektennisthilfen, um die Bestäubung der Blüten zu fördern. Weitere Höhepunkte bilden ein Ausflug zu einer Streuobstwiese im Burgauer Wald und die Pflanzung eines "Patenbaumes" auf dem Schulgelände.


verschiedene Quittenbrote
Bild 4: verschiedene Quittenbrote

Patenbaum und die offizielle Plakette sind Bestätigung und Anerkennung für die "Patenschule für Streuobstwiesen". Da es auf dem Schulgelände bereits verschiedene Apfelbäume und einen Kirschbaum gibt, fiel die Wahl auf eine Quitte, die von den Schüler*innen der Schule im Biologie- und Sachunterricht behandelt und deren Früchte sowohl im Hauswirtschaftsunterricht als auch in AGs verarbeitet werden können.


Gestell zur Pflanzung eines Baumes Zweige des Wunschbaumes
Bild 5: Was benötigt ein junger Baum, damit er sich etablieren kann? Bild 6: Zur Veredelung benötigt man junge Bäume als "Unterlage" und Zweige des "Wunschobstbaumes".

Bei der Pflanzung am 22. Januar 2020 wurde die Klasse von Vertreter*innen der "Garten-Truppe" der Abschlussstufe sowie den Hausmeistern unterstützt, die die notwendige Pflanzgrube tatkräftig aushoben. Zur feierlichen Zeremonie der Pflanzung war die gesamte Schulgemeinschaft eingeladen. Viele interessierte Schüler*innen aus verschiedenen Klassen verfolgten die Pflanzung und die Ausführungen Frau Dr. Sprunkels, die jeden Schritt erläuterte, mit Spannung. Die leckeren, mitgebrachten Produkte aus der Quitte wurden mit Genuss verzehrt. Nach der Verkostung von Quittenpunsch, Quittengelee, Quittenmuffins und Quittenmus, werden sicherlich viele einen Bezug zum neuen Mitglied der Streuobstgemeinschaft auf dem Schulgelände hergestellt haben, und das Wachstum des Baumes aufmerksam weiterverfolgen.


Die Schüler*innen bei der Pflanzung des Baumes. Gemeinsames Gruppenbild mit der Schulleiterin Frau Grün-Klingebiel nach getaner Arbeit.
Bild 7: Die Schüler*innen bei der Pflanzung des Baumes. Bild 8: Gemeinsames Gruppenbild mit der Schulleiterin Frau Grün-Klingebiel nach getaner Arbeit.



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