Kurstag in Düren

Endlich war es soweit! Am 27.04.2022 konnte der langersehnte und beliebte GL-Kurstag nach drei Jahren erstmalig wieder an der LVR Louis-Braille-Schule stattfinden! So begrüßte die Schulleiterin Frau Grün-Klingebiel mit dem GL-Team, die Referentin/den Referenten und alle Teilnehmer*innen in den Räumlichkeiten der Hauswirtschaft.


Foto der Teilnehmer bei der Begrüßung



Schülerin Sarah beschrieb diesen Tag wie folgt:

Neben mir erschienen noch fünf weitere Schüler am Kurstag. Romy 9, Leonas 11, Mahmoud 12, Anton 15 und Eva 16. Letztere 3 kannte ich bereits mehr oder weniger gut. Ansonsten noch ein paar Eltern, Schulbegleiter, GU-Lehrer und die Zuständigen für den Kurstag. Nachdem wir uns alle vorgestellt und das Tagesprogramm besprochen hatten, fingen wir auch schon an. Während die Erwachsenen sich in einen anderen Raum begaben, um blind zu frühstücken und sich mit Evas Schulbegleitung über ihre Erfahrungen auszutauschen, war bei uns Kochen angesagt. Es sollte Nudeln mit Tomatensauce, Salat und Paradiescreme geben -, aber ehe wir damit begannen, absolvierten wir zunächst 3 Stationen. Die Erste bestand darin, Wasser in einen Topf zu gießen und imaginäre Nudeln herauszufiltern. Dazu wurde uns zuerst ein Topf gezeigt, in den man ein Sieb einhängen konnte und im Anschluss daran wiederum ein normaler Topf, bei dem man den Sieb separat einlegen musste. Bei der zweiten Station ging es darum, Einheiten wie Tee- und Esslöffel umzusetzen. Dafür wurden uns Löffel zur Verfügung gestellt, deren Einbuchtung tief genug war, sodass in der Regel nicht wie bei einem normalen Löffel die Hälfte wieder herausfiel. Beim Thema Flüssigkeiten wie zum Beispiel Öl wurde uns vorgeschlagen, dieses eine Weile in den Kühlschrank zu stellen, damit es nicht mehr ganz so schnell zerrinnen würde und somit einfacher abzuschöpfen wäre.


Philipp und Leonas gießen Öl in die Pfanne



Für die dritte Station bekamen wir eine sprechende Wage, sowie zwei Messbecher; bei dem einen gab es an der Innenseite unterschiedlich lange Striche, die für die jeweiligen Werte standen, der andere hingegen gab ebendiese durch Sprachausgabe an. Alle Schüler waren ganz bei der Sache und haben ein leckeres Essen gekocht. Romy kam am Ende noch dazu und rührte den Nachtisch an. Beim Kochen stießen zwei ehemalige blinde Schüler zu uns, deren Name mir entfallen ist. Sie halfen ebenfalls mit und erklärten zudem den Erwachsenen beim Nachmittagsprogramm das selbstständige Leben als Blinder und das, was sie (und möglicherweise auch andere Kinder) sich von Schulbegleitern wünschen und was nicht. Ich hatte und habe viel Freude am Kochen - die anderen wahrscheinlich auch -, da ich dabei immer neue Handgriffe und Hilfsmittel kennenlerne, die mir mehr Möglichkeit zur Autonomie verleihen. Der Umstand, dass das Gekochte danach in der Regel gegessen wird, trägt natürlich ebenfalls dazu bei.


'Mahmoud wäscht das Gemüse und Sarah schbneidet es.



An dieser Stelle bedankt sich das GL-Team sowohl bei Frau Ruf, die Hauswirtschaftslehrerin, für die Unterstützung, als auch bei den ehemaligen GL-Schülern Philipp Jeschke und Lorena Dürnholz die uns mit Rat und Tat aus ihrem Kochalltag berichteten und bereicherten. Und Frau Matz und Frau Weinhold, die GL-Lehrerinnen, die den Tag in der Küche ebenfalls begleiteten und die Schüler*innen stets unterstützen.


Frau Ruf unterstützt Anton beim Schneiden einer Gurke



Nach dem Essen gingen wir in die Sporthalle, wo wir Torball und Showdown spielten und Trampolin sprangen.


Sarah, Leonas und Anton erproben die Abewehrhaltung beim Torball Schüler*innen beim Ertatsten der gespannten Torball-Schnüre

Eine kurze Beschreibung Frau Weinholds:

Sportarten kennen lernen

Alle 6 Schülerinnen hatten nachmittags das Kennenlernen mehrerer Sportarten auf dem Programm. Sie wurden dabei unterstützt von Herrn Badur, Herrn Wagner und Frau Weinhold (alles GL-Lehrer*innen). Als erstes war das Torballspiel in der Turnhalle dran. Nach einem Abgehen der Halle, der Matten und des Klingelbandes wurde kurz Werfen und Fangen geübt. Dann ging es ach schon los mit einem kleinen Spiel, das mit 1:1 endete. Nach dem Umzug in die Aula wurde parallel mit großer Freude auf dem großen Trampolin gesprungen und Showdown gespielt.


Romy beim Showdown Sarah auf dem Trampolin

Leider war die Zeit zu kurz und reichte nur zu einem ersten Kennenlernen der drei Sportarten. Daher wünschten die Schüler sich am Ende für das nächste Jahr weitere Sportzeiten.

Selbsterfahrung

Für die die Schulbegleiter*innen begann der Tag mit Selbsterfahrungen. Herr Wagner betreute diese und formulierte seine Eindrücke wie folgt:
In der Turnhalle wurde ein Bewegungsparcours aufgebaut, welcher blind unter der Augenbinde durchlaufen werden mussten. Die Selbsterfahrung begann mit dem Umziehen unter der Augenbinde und es gab somit keine Möglichkeit den Parcours vorher zu begutachten. Die Schulbegleiter*innen mussten sich somit blind auf eine Reise durch die Sporthalle begeben und klettern, springen, balancieren und kriechen. Ein zweiter Durchgang unter der Augenbinde mit einer vorherigen visuellen Begutachtung des Parcours verlief dann auch wesentlich sicherer.


Julian (Schulbegleiter) mit Augenbinde an der Kletterwand Zwei Schulbegleiter balancieren mit Augenbinde über eine Bank

In einer abschließenden Reflektion zeigte sich deutlich, dass alle Schulbegleiter*innen noch einmal gemerkt haben, was unsere GL-Schüler*innen im Schulalltag leisten und wie man sie noch besser unterstützen kann. Gerade das Springen von einem Kasten in einen unbekannten Raum erfordert sehr großes Vertrauen.


Eine Schulbegleiterin steht mit Augenbinde auf einem Kasten



Im Schulalltag ist es natürlich wichtig, dass unsere GL-Schüler*innen die Möglichkeit haben die Geräte vor der Sportstunde in Ruhe zu ertasten und sich so ein Bild von der Aufgabe und der Situation machen können. Es zeigte sich deutlich, dass die Schulbegleiter*innen an diesem Morgen bei der Selbsterfahrung mit Spaß und am eigenen Körper dies verinnerlicht haben. Auch für die Eltern begann der Tag mit einer Selbsterfahrung. Und erhielten einen Eindruck davon, was es bedeutet blind oder sehbehindert zu frühstücken. Denn alle trugen eine Augenbinde/Simulationsbrille und mussten sich am Esstisch zurecht finden. Dieser Erfahrung aber auch der Austausch mit anderen Eltern hat jeden ein Stück weiterbringen können, die Situation der Kinder besser zu verstehen.


Eltern frühstücken unter der Simulationsbrille



Die Schulbegleiter*innen konnten sich am Nachmittag ebenfalls in gemeinsamer Runde über ihre (Schul-)Erfahrungen austauschen und Eindrücke der Anderen gewinnen. Hier fanden vor allem die Worte Sabine Kerstens viel aufmerksam, da sie bereits seit 10 Jahren an der Seite Evas ist.


Gruppenbild der Schulbegleiter*innen bei ihrer Gesprächsrunde



Im Anschluss trafen sich alle noch einmal zusammen, teilten ihren positiven Eindruck des Tages und ein paar neue Ideen für den nächsten Kurstag miteinander und mehrheitlich wurde abgestimmt, Kochen und Showdown beizubehalten.

Sarah Butt, Gesamtschule Köln
A. Weinhold, N. Wagner, A. Neghabian für das GL-Team



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