Tagebuch einer Klassenfahrt nach Rheinbach-Merzbach

Am Montag, den 11. Mai, standen alle für die Fahrt angemeldeten Schülerinnen und Schüler der Klassen M3, O1 und O2 auf dem Schulhof mit ihren Lehrerinnen/ihrem Lehrer, den FSJlerinnen, zwei Therapeutinnen und zwei Krankenschwestern vor vier Rollstuhltransportern und einem Bus und niemand aus diesem großen Kreise, einschließlich der Fahrer, war in der Lage sich vorzustellen, wie das ganze Gepäck in diese Fahrzeuge verstaut werden hätte können. Es wurde systematisch gepackt und jede Ecke genutzt, so dass am Ende nur ein Stehständer und ein riesiger Schaumstoffring aus der Krankengymnastik den Weg nicht mit antreten konnten.
Mit einiger Verspätung, die dem Packen und einem verspätet aufgetauchtem Rollstuhltransporter geschuldet waren, kamen wir schließlich gegen 12 Uhr in Rheinbach-Merzbach an, wo es nicht weniger regnete als in Düren bei der Abfahrt. Als die Busse entladen waren, nahm das kreative Chaos seinen Lauf: Gepäckstücke der drei Klassen und solche mit übergeordneter Verwendung, Koffer der Schülerinnen und Schüler, Gepäckstücke der Betreuer, Windelpakete, Lebensmittel, Schüler und Betreuer selbst sowie die Erklärungen und Informationen der Elternteile, die ihre Kindern persönlich nach Merzbach brachten, mussten ihren Bestimmungsort finden und taten dies auch irgendwie trotz der immer verzweifelter vorgebrachten Bitten aus der Küche, wir mögen doch endlich zum Mittagessen in den Speisesaal kommen, da das Essen sonst verkochen würde. Für die in Aussicht gestellte Mahlzeit, tatsächlich mittlerweile verkocht, aber immer noch schmackhaft, unterbrach jeder schließlich sein Tun, um es nach dem Essen wieder fortzusetzen. Als das letzte Windelpaket gefunden und alles verstaut und organisiert war, konnte die Klassenfahrt so richtig beginnen. Der Wettergott nahm davon keine Notiz und ließ es weiter regnen. Das beschleunigte unsere Schritte, wenn wir zwischen den drei Gebäuden der Einrichtung (Speisesaal, Aufenthaltraum und Gebäude mit den Schlafzimmern) hin und her wechselten, war ansonsten aber weniger relevant, da Kennenlernspiele und Musik im Aufenthaltsraum auf dem Programm standen. Damit waren wir bis zum Abendessen beschäftigt, nach dem alle irgendwie geschafft waren, aber irgendwie auch aufgeregt, wodurch einige eine ausgiebige Nachtruhe fanden, andere eine eher wechselhafte Nacht verlebten.

Dementsprechend fand sich die Mehrheit am nächsten Morgen ausgeschlafen am Frühstückstisch wieder. Überraschend regnete es nicht, so dass wir spontan einen Spaziergang auf die Tagesordnung setzten. Wir teilten uns in zwei Gruppen, weil einige lieber sofort losgehen wollten, andere noch etwas Zeit benötigten und sich erst später aufmachen wollten. Die erste Gruppe war die größere und am Ende auch die glücklichere, da sie einen ausgiebigen Spaziergang über eine Stunde bis ins benachbarte Dorf und zurück machen konnte ohne nass zu werden.


Unter seiner Kapuze lacht sich Moritz kaputt. Offensichtlich gefällt ihm der Spaziergang.


Die zweite Gruppe hingegen kam im Laufschritt zurück, da der Regen sie erstens überraschte und zweitens auch stetig in seiner Intensität zunahm. Die Reifen der Rollstühle und die Schuhe sahen jedenfalls gruppenübergreifend ziemlich putzwürdig aus, so dass vor dem Quartier eine lange Putzkolonne um die wenigen verfügbaren Handfeger entstand. Lange Kolonnen gab es darüber hinaus häufiger und zwar immer dann, wenn wir im Regen zügig die Gebäude wechselten und es dann an der Türe des erreichten Gebäudes zum Stau kam, weil es drinnen irgendwer nicht mehr so eilig hatte. Aber weiter zum Nachmittag: Da es sich eingeregnet hatte, zogen wir am Nachmittag in die zur Einrichtung gehörigen Kapelle.


Die bunten Fenster im Dach der Kapelle sorgen für ein buntes, schummeriges Licht.


Dort drinnen entsteht durch die in das Dach eingelassenen vielen verschiedenfarbigen Glasfenster ein uneinheitliches, buntes, dämmeriges Licht und dadurch eine schöne Atmosphäre, welche wir für eine sehr ausgiebige Massageeinheit für die Schülerinnen und Schüler bei ruhiger Musik nutzten.


Dennis lacht herzhaft während einer speziellen Kopfmassage.


Wie auch schon am ersten Abend gab es nach dem Abendessen kein ausgemachtes Programm mehr für alle, sondern wir trugen den individuellen Schlafenszeiten Rechnung. So ging der eine bereits frühzeitig ins Bett zum Schlafen, der andere hörte noch ein Hörspiel im Bett oder begleitete Frau Randerath ans Klavier, wo noch der eine oder andere Song in die Tasten gehauen wurde unter lautem Mitgesinge.

Am Mittwoch, oh Wunder, regnete es den ganzen Tag nicht. Das war schon mal insofern gut, da wir am Vormittag mit dem ortsansässigen Bio-Bauern eine Verabredung zu einer Hofführung hatten. Das Problem dabei war zunächst, diesen Bauernhof trotz der überaus groben Skizze, die uns zur Verfügung stand, zu finden. Wir mussten immer wieder Anwohner nach dem Weg fragen und sind am Ende bestimmt drei- bis viermal falsch abgebogen - und das bei stetigen Steigungen bzw. Gefälle, wodurch das Laufen mit den Rollstühlen und einem Bollerwagen nicht wirklich einfach war. Irgendwann waren wir dann aber dort angekommen und wurden von zwei Herren, die von zwei Schafen eskortiert wurden, über den Hof geführt. Es handelte sich um einen milchproduzierenden Betrieb mit eigener Zucht.
Ehrlicherweise muss man zugeben, dass die Führung sehr informativen Charakter hatte, es wurde also viel erklärt. Für die Schüler gab es nicht so viel zu fühlen, eher zu hören und zu riechen. Eine solche Führung haben einige von uns Lehrern an anderer Stelle schon mal besser erlebt (da wurde dann auch mal ein Kalb aus dem Stall geholt und damit von Schüler zu Schüler gegangen). Wir waren wohl nicht ganz die übliche Zielgruppe…na ja, es war hoffentlich für alle irgendwie ein Erlebnis und immerhin war die Sonne unser Begleiter.

Mehrere Schüler streicheln ein Schaf, das sich dieses gefallen lässt.


Die Sonne hielt sich auch am Nachmittag, so dass wir endlich auch das Außengelände der Einrichtung gebührend nutzen konnten. Die Hüpfburg war schnell aufgebaut und wurde wie das Trampolin intensiv genutzt. Musik dröhnte über das Gelände, Bälle flogen und rollten oder wurden als Hüpfgelegenheit genutzt, die Schüler lagen in der Sonne oder im Schatten und ein Go-Kart fand Verwendung.


Pascal wird auf der Wiese durchgekitzelt.


Damit nicht genug, es wurde auch noch Geburtstag gefeiert, weil die FSJlerin Janina an diesem Tag Geburtstag hatte. Bei der Gelegenheit wurden die KG Madjan und der Schüler Salim direkt mit einbezogen, da die beiden letzten Samstag Geburtstag hatten. Jeder bekam ein Geschenk, es wurde gesungen und für den Gaumen gab es viele Häppchen, vorrangig aus Schokolade. Am Abend hielten wir es genau so wie schon an den Tagen zuvor, jeder ging zu seiner Zeit ins Bett.

Am Donnerstag war uns der Wettergott erneut wohl gesonnen. Zumindest regnete es nicht und man konnte die Sonne durch die geschlossene Wolkendecke spüren. Schüler und Lehrer verspürten einen ausgesprochenen Bewegungsdrang. Das Trampolin und die anderen Bewegungsmöglichkeiten im Außengelände erfreuten sich ein weiteres Mal großer Beliebtheit. Ein Trüppchen begab sich auf einen gemütlichen Spaziergang in den Frühling. Auf dem Weg begegneten sie bockenden Jungrindern, die über ihre Weide galoppierten. Das war ein schönes Erlebnis. Aber es kam noch aufregender: Ein Rind war durch den Stacheldraht ausgebüchst und lief nun auf dem Wanderweg herum, den herbeigelaufenen Bauern ausweichend. Man konnte sich nicht wirklich sicher sein, nicht über den Haufen gerannt zu werden. Irgendwann war es eingefangen und verfolgte etwas enttäuscht das Ausladen neu eingetroffener Rinder für den Hof. Es bleibt sein Geheimnis, welch geplante Abenteuer mit der Einfangaktion jäh verhindert wurden. Für die Zuschauer war es jedenfalls ein spannendes Spektakel.
Nach dem Mittagessen überraschten Laura und Melanie die gesamte Gruppe mit selbst gemachten Obstspießen, die sie gemeinsam mit Frau Ludes mit Schokolade überzogen hatten. Das war für alle eine große Überraschung.
Am Nachmittag teilte sich die Schülerschar noch mal in zwei Gruppen. Eine Gruppe, die Morgenduscher, durfte die Karaokeanlage des Hauses ausprobieren. Mit Melanie und Laura am Mikrofon wurde zu "König von Deutschland" und "Griechischer Wein" getanzt, geklatscht oder auch einfach nur laut gegrölt.


Jonalyn freut sich auf das Karaoke-Singen und hat sich extra dafür pinke Haarsträhnen färben lassen.


Die anderen SchülerInnen durften sich bei einer ausgiebigen Waschsession vergnügen. In einer riesigen Aktion wurde wie in einer "Waschstrasse" in Stationen ausgezogen, geduscht, angezogen und gestylt. Letzteres wurde in Perfektion von Frau Pfeil vorgenommen, die sichtlich Freude daran hatte wie auch die frisch aus dem Ei gepellten SchülerInnen. Die richtige Musik sorgte für das passende Beach-Ambiente.
Vor dem Abendbrot, kurz vor dem nächsten Regen, wurde in Windeseile das Arrangement geschaffen für ein großes Gruppenfoto. Gar nicht so einfach, alle Rollis so zu platzieren, dass auf dem Foto mehr zu sehen war als ein buntes Gewirr. Natürlich war nach dem Abendbrot das große Packen angesagt. Niemand glaubte, dass das alles, was auf der Hinfahrt so gerade in die Busse passte, auch diesmal hineingehen würde.

Also insgesamt war es eine schöne Woche, in der niemand krank wurde; aus den Regentagen haben wir das Beste gemacht und mit Gelassenheit und Flexibilität immer gute Laune behalten.


Andreas Lege



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