Ein Garten zum Ertasten, Riechen und Schmecken

Modellprojekt an der Dürener Louis-Braille-Schule für sehbehinderte und blinde Kinder und Jugendliche. Ökologischer Anbau.


Düren.
Warum noch einen Extragarten für die Schülerinnen und Schüler? Die LVR-Louis-Braille-Schule für sehbehinderte und blinde Kinder und Jugendliche ist mit ihrem großen Parkgelände in Nord-Düren doch bereits ausreichend mit Natur ausgestattet. "Ist das wirklich notwendig?", fragt Annette Badur, Lehrerin an der Schule.
Dass es sich dabei nur um eine rhetorische Frage handeln kann, wird klar, wenn man weiß, dass es gerade sie war, die sich für die "Wiederbelebung" des alten Schulgartengeländes engagiert hat.
Tatkräftig unterstützt wurde sie dabei von Ehemann Krister. Bereits im Rahmen ihres ersten Staatsexamens hat sich Annette Badur mit dem Thema "Die Bedeutung eines Schulgartens für blinde Menschen - Überlegungen zu einer Konzeption" beschäftigt. "Ich bin der Überzeugung, dass die Natur uns im Leben wesentlich trägt - nicht nur als Nahrungs- und Wohnraumlieferant, sondern auch in Form von Lebensfreude und Identitätsfindung. Und das um so besser, wenn die Möglichkeiten zu einem grundlegenden Beziehungsaufbau gegeben sind, so die Lehrerin.
Während sehende Kinder diese Beziehung relativ leicht und automatisch spielerisch aufbauten, sei es für blinde Kinder oftmals schwer, einen Zugang zu elementaren Dingen wie Lebensmitteln und deren Erzeugung herzustellen. Eine vorstrukturierte, behindertengerechte Umgebung soll Sicherheit schaffen und die Möglichkeit bieten, sich langsam an all die Pflanzen heranzutasten. "Der Garten versteht sich als Angebotsgarten, in dem die Schüler Wachstumsvorgänge und die dazu notwendige Gartenarbeit ihren Fähigkeiten entsprechend begleiten", so Badur.


Schüler erforschen den Schulgarten


Im Garten können die sehbehinderten Schüler neue Erfahrungen machen.
Foto: Elmar Farber


In den Speiseplan integriert

Damit die Schüler nicht nur pädagogisch vom neuen Garten profitieren, sondern die rein ökologisch angebauten Früchte ihrer Arbeit auch selber kosten können, ist der Gartenertrag fest in den Speiseplan und den Hauswirtschaftsunterricht der Schule integriert. Auch der morgendliche Brötchendienst wird zukünftig mitversorgt.
Auf rund 250 Quadratmetern bietet der Schulgarten ausreichend Platz für ein Gewächshaus, einen Nutzgarten mit unterschiedlichstem Gemüse, eine Blumenecke mit Tast- und Duftpflanzen sowie Kräuter-, Minz- und Beerenecke. Da es an der Louis-Braille-Schule auch viele mehrfach behinderte Schüler gibt, wurde ein besonderes Augenmerk auf die Rollstuhltauglichkeit des Gartens gelegt. Schulleiter Wolfgang Franz lobte das Engagement von Annette Badur und der anderen Beteiligten und bedankte sich bei den Sponsoren des Schulgartenprojekts. Die Gesamtkosten in Höhe von etwa 20000 Euro werden von der Doris-Oster-Stiftung, der Arbeitsgemeinschaft der Eltern blinder und hochgradig sehgeschädigter Kinder im Rheinland sowie dem Landschaftsverband Rheinland getragen. (elfa)


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